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Näh deinen Stil


Gespräche rund um das Thema Nähen und Stilfindung. Elke vom Nähblog Elle Puls spricht mit Frauen aus der Nähszene.

Oct 14, 2019

Vor einigen Tagen schrieb mir NDS Club-Teilnehmerin Andrea Vogt auf einen IG Post: “Liebe Elke, du siehst klasse aus. Ich habe mir heute einen faulen Sonntag gemacht und in deinem Blog in den ganz alten Posts gestöbert. Wahnsinn wie du dich verändert hast und aus dem Blog der NDS Club entstanden ist. Sehr inspirierend und ermutigend. Du bist dabei so ehrlich und gibst so viel von dir preis, das finde ich sehr mutig. Ich bin sehr gerne im Club und bin gespannt, was sich alles noch so entwickelt.“

Erst einmal vielen Dank für diese lieben Worte. Ich freue mich natürlich sehr darüber. Der Grund warum ich diese Nachricht vorgelesen habe ist, dass Andrea mir damit vor Augen geführt hat, dass ich tatsächlich eine ziemliche Entwicklung durchlaufen habe, und zwar auf mehreren Ebenen. Ich musste erst mal selber wieder in die Anfänge meines Blogs klicken, um diese Veränderung selbst zu sehen. Was sieht man zuerst? Die Fotos! Ach ja, damals hatte ich noch lange Haare. Wie viel die Frisur doch ausmacht! Die langen Haare (wenn offen getragen) machen einen ganz anderen Typ aus mir. Ich muss aber gestehen, dass ich mich nicht mehr mit langen Haaren sehe. Ich finde kurze Haare machen mehr aus mir, passen besser zu der Person, die ich jetzt bin.

1- Ich habe mich gezeigt

Ich erinnere mich noch gut, dass ich zu Beginn meines Blogs gedacht und gesagt habe, dass ich nur Fotos ohne Gesicht machen werde. Bis ich meinen Bericht über meine erste Farbberatung geschrieben habe. Ich wollte die Wirkung unterschiedlicher Farben demonstrieren und das ging nur, wenn diese Wirkung in meinem Gesicht zu erkennen war. Also raus aus der Komfortzone und danach war es dann auch egal. Damit wurde ich auf einen Schlag viel sichtbarer und das anfängliche mulmige Gefühl war schnell vergessen. Ich habe es bisher nicht bereut. Wäre ich weiterhin gesichtslos geblieben, wäre ich bestimmt nicht so schnell weiter gekommen. Dabei ging es damals ja wirklich nur um mein Hobby. Ich verdiente kein Geld mit dem Blog. Genauso verhielt es sich mit meinem ersten Video, und vor allem dem ersten Live-Video. Natürlich war beim ersten Mal alles holprig, das Gesicht rot und so, aber wie immer wird es besser durch Übung und ich kann dich nur ermutigen, dich sichtbar zu machen, wenn du etwas erreichen willst.

2- Eigene Schnitte

Wie aufregend das war, das Bethioua Shirt 2015 auf den Markt zu bringen. Vermutlich weißt du nicht, dass 2014 und 2015 für uns privat das schlimmste Jahr war. Eines unserer Kinder war an Krebs erkrankt und durfte fast ein ganzes Jahr nicht in die Schule gehen. Als wir die Diagnose erfahren haben, verloren wir den Boden unter den Füßen. Alles andere im Leben erschien auf einmal so banal und sinnlos. Als ich mal wieder am Rechner saß, fand ich gedanklich und emotional keinen Zugang mehr zu meinem Blog. Wie oberflächlich erschien es mir, mich mit solchen Äußerlichkeiten wie Kleidung zu beschäftigen. Ich stand kurz davor, meinen Blog zu löschen. Davon hielt mich, zum Glück, mein Mann ab. Und das war wirklich ein Glück, weil ich in den 9 Monaten Chemo, die unser Kind durchstehen musste, eine Oase brauchte um Kraft zu tanken für die anstrengenden Klinik-Aufenthalte und die ebenso schwierigen Phasen dazwischen. Die Nähmaschine und mein Blog waren genau dieser Anker, den ich brauchte. Und ich unterschreibe sofort, dass Nähen eine tolle Therapie in schweren Zeiten sein kann. Interessanterweise kann es gerade in schweren Zeiten gut sein, sich gut zu kleiden. Das gibt einem selbst Kraft und vor allem, wenn man einem anderen Menschen Mut machen muss, dann muss man seine Ausstrahlung positiv stimmen. Das überträgt sich. Beim Kind war es genau anders herum. Er hat während der 9 Monate fast jeden Tag die gleiche Hose getragen, eine die ich ihm genäht hatte. Er hat sie und die immer gleichen Oberteile wie eine Rüstung getragen und konnte erst wieder andere Kleidung annehmen, als die Therapie offiziell vorbei war. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass Kleidung so viel mehr ist als eine textile Hülle! Dieses Thema wäre schon wieder eine ganz eigene Episode wert. Jedenfalls habe ich mich in der Zeit dazu entschieden, das Bethioua Schnittmuster zu veröffentlichen, obwohl es eigentlich kein passender Zeitpunkt war. Und genau deswegen war es genau richtig. Das hat mich abgelenkt von der Krankheit, es hat mich auf einer anderen Eben herausgefordert und das positive Feedback meiner Leserinnen hat mir natürlich auch Auftrieb gegeben. Danach folgten weitere Schnitte, die du alle im Shop findest. Wie lange es sie noch geben wird, weiß ich nicht. Die Schnitte machen nur noch einen kleinen Teil meines Geschäftes aus.

3- Das erste Nähcamp

Stell dir ein junges Mädchen am Gymnasium vor. Immer, wenn es etwas zu organisieren galt, eine Klassensprecherin gewählt wurde (ja, ich war auf einer Mädchenschule), duckte ich mich weg, machte mich sofort unsichtbar, so gut es ging bzw. Habe betreten zur Seite geschaut. Diese Person hat sich dann mit Mitte 30 aufgemacht, selbst eine Veranstaltung zu organisieren, alles selbst in die Hand zu nehmen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Aber ich wollte unbedingt Gleichgesinnte persönlich kennenlernen und da ich keinen Nähtreff oder ähnliches für mich finden konnte, habe ich einfach selbst einen geplant. Gleich beim ersten Mal gelang es mir alle 35 Plätze zu vergeben und das erste Nähcamp bleibt natürlich für alle unvergesslich. Es war so gut, dass ich es gleich im nächsten Jahr wiederholt habe, trotz der Krankheit meines Kindes. Ja, auch da hatte ich überlegt, das Event abzusagen, habe mich aber dagegen entschieden und habe die Auszeit genossen. Daraus entwickelte sich 2018 die Nähcamp-Tour durch ganz Deutschland. Für die dritte Tour, die 2020 stattfinden wird, sind die Tickets schon im Verkauf. Ohne das erste Nähcamp hätte ich nicht schon über 20 Nähcamps durchgeführt, Hunderte von Hobbyschneiderinnen persönlich kennengelernt und spannende Gespräche geführt. Da sich eine solche Anzahl von Events nicht mehr alleine organisieren und durchführen lässt, brauchte ich Hilfe.

4- Hilfe suchen und annehmen

Ich war immer jemand, der alles alleine machen wollte. Eine der Geschichten, die mein Vater mir am häufigsten über mich erzählt hat, war dass Elke immer alles “‘leine” machen wollte, also alleine. Man durfte mir anscheinend nicht helfen, diese Hilfe wurde strikt abgewiesen, weil Elke das eben “‘leine” machen wollte. Es hat lange gedauert, bis ich das gelernt habe, genau gesagt, fast 40 Jahre, denn irgendwann kam ich an einen Punkt, an dem ich alleine nicht mehr wachsen konnte. Ich musste mir Unterstützung suchen in Form einer Mitarbeiterin. So hatte ich mir das zumindest vorgestellt. Eine Hobbyschneiderin, die gerne fotografiert und Social Media macht. Als ich das Grischa erzählte, meinte er gleich, ich solle doch ihn nehmen. Ähm. Ziemlich weit weg von der Unterstützung, die ich mir so vorgestellt hatte, aber rückblickend, die beste, die ich hätte wählen können. Hinterher weiß man ja immer mehr als vorher. Mein Mann stemmt im Hintergrund fast alle organisatorischen und administrativen Dinge und am wichtigsten, unterstützt mich moralisch und gibt mir immer wieder den nötigen Tritt in den Hintern, wenn eine wichtige Entscheidung ansteht. Und hier kann ich rückblickend auch nur sagen: hätte ich doch mal früher angefangen, mir HIlfe zu holen. WIe viel weiter könnte ich dann sein. Meine Kinder würden jetzt sagen: “Ja, ja, Mama. Hätte, hätte, Fahrradkette.” Anfang des Jahres ist noch eine Teilzeitmitarbeiterin dazu gekommen und wir suchen gerade noch jemanden für den Bereich Grafik Design und/oder Online-Marketing.

5- Ich habe mir einen Coach geholt

Ich entwickle mich gerne weiter, wage mich gemäßigt, aber dafür stetig aus meiner Komfortzone und suche mir meine Herausforderungen. Nun hört und liest man ja überall, dass man mit dieser und jener Methode schneller vorankommt, mit diesem oder jenem Coach schneller reich wird etc. Ich bin da ja immer sehr skeptisch, konnte mich der ein oder anderen Anbieterin oder Anbieter nicht ganz verwehren und kam dadurch auf Sigrun. Sigrun bietet hauptsächlich europäischen Frauen die Möglichkeit, ihr Online-Business strategisch aufzubauen und nach vorne zu bringen. Ich habe diverse Videos von ihr geschaut, den Podcast gehört und hatte mal die Gelegenheit live von ihr Tipps zu bekommen. Sie hat mich mit ihrem analytischen Verstand und der klaren Art, Dinge (ja, auch unangenehme) auf den Punkt zu bringen, überzeugt. Bei ihr geht es nicht um “Get rich quick”, sondern um Strategie und ihre Kundinnen bewusst aus ihrer Komfortzone herauszuschubsen. Ich wollte mir quasi einen teuren Tritt in den Hintern kaufen und habe einiges investiert. Und nicht bereut. Denn im letzten Jahr habe ich viel ausprobiert, einen eigenen Online-Kurs entwickelt und seit kurzem den Näh deinen Stil Club, der gleich im ersten Anlauf ein Erfolg wurde. So sieht es zumindest von außen aus. Das vergangene Jahr hat auch viele Tiefen und Zweifel mit sich gebracht, aber da muss man sich ja immer wieder durchbeißen, damit es weiter gehen kann.

6- Neue Ausbildung

Fast zeitgleich habe ich meine Ausbildung zur Farbstylistin begonnen. Das war schon echt viel auf einmal. Hatte ich mir das gut überlegt? “Mach es einfach”, sagte mein Mann. Danke dafür. Das hat bei mir wieder sehr viel angestoßen hinsichtlich meines Stils, meiner Persönlichkeit und auch was ich meinen Kundinnen mit auf den Weg geben kann. Es macht einfach so viel Spaß sich neue Kompetenzen anzueignen und anderen damit weiterhelfen zu können. Ich glaube ich bin jetzt weiterentwicklungs-süchtig, denn ich habe gleich nach der Farbausbildung die Ausbildung zur Typstylistin angefangen. Wenn du etwas neues lernen möchtest, dann mach es. Und wenn du einen Tritt in den Hintern brauchst, so wie ich, dann hol dir den Tritt.

7- Eigene Räumlichkeiten für Elle Puls

Ein weitere Punkt, der die Arbeit bei Elle Puls auf ein neues Level gehoben hat, war die Anmietung eines externen Büros. Wir hatten schon ganz schön Muffensausen, weil damit monatliche Kosten hinzukamen, die wir erst einmal wuppen mussten, aber mittlerweile kann ich es mir schon gar nicht mehr anders vorstellen. Es ist eine ganz andere Art zu arbeiten und unser Zuhause ist wieder viel mehr zum Zuhause geworden und weniger eine Arbeitsstätte. Außerdem hätten wir zuhause auch keine Mitarbeiterin einstellen können.

Jeder Schritt aus der Komfortzone heraus bringt etwas Neues mit sich. Hätte mir jemand vor 7 Jahren erzählt, dass ich alles das mal machen würde, ich hätte dieser Person den Vogel gezeigt. So sitze ich also hier, nehme diesen Podcast auf und werde mir gerade selber dieser Entwicklung so richtig bewusst. Lieben Dank, Andrea, dass du diese Gedanken angestoßen hast. Ich bin wirklich stolz auf das, was ich erreicht habe und möchte, dass mein Stil mein jetziges Ich repräsentiert. Deswegen liegt mir dieses Thema nicht nur für mich so am Herzen.

Ich schließe diese Episode mit einem Auszug aus einer Mail einer anderen Kursteilnehmerin. Sie schrieb:

“Jetzt stehe ich vor meinem Spiegelbild und denke, dass ich jeden Tag gleich aussehe. Unser Kind ist mittlerweile 10 Jahre alt und meine Figur und meine Zeit würden es absolut zulassen, dass ich mich mehr meiner Kleidung und meiner Wirkung widme, auch an der ewig gleichen Frisur soll sich was ändern. Also sage ich in meiner Selbsterkenntnis, mein Leben ist in einem neuen Abschnitt, nur ich stecke optisch noch im Alten.”

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Wenn dir diese Episode des Näh deinen Stil Podcasts gefallen hat, würde ich mich sehr über eine positive Bewertung freuen. 

ALLGEMEIN

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Dein Erfolg beim Nähen soll lange anhalten. Nicht nur an der Nähmaschine, sondern auch beim Tragen deiner selbst genähten Garderobe. 

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